Pritt Stift, Wachsmaler und Sicherheitsschere: Basteln ist einfach und dazu noch kinderleicht. Vieles kann man selber basteln; auch Websites. Oder nicht?

Während im Kindsalter Selbstgebasteltes Mutter und Vater stets verzückte und vielleicht eine Taschengelderhöhung nach sich zog, ist es bei älteren Semestern anders: Wenn Erwachsene basteln, bedeutet das in der Regel mehr Arbeit für Spezialisten. Ein Beispiel: Es gab mal einen Mann, der davon überzeugt war, zahnmedizinischen Maßnahmen an sich in Eigenregie durchzuführen.

In den 1990ern wurde der ambitionierte Heimwerker und Dental-Laie mit Bauzement gefüllten Kavitäten und einem Lächeln, das nur eine Mutter lieben konnte, in jede Daily-Talkshow (vor-)geführt. Die vielen entsetzten Zahnärzte waren keine Warnung. Denn Basteln ist wieder en vogue. Das gilt gerade für Arbeiten, mit denen eigentlich Fachpersonal betraut ist. Ein Beispiel dafür ist die eigene Website.

Website basteln für Jedermann

Die Früchte für die Website in Eigenregie hängen tief. Während zahnmedizinischen DIYs – wie auch Daily-Talkshows – aus der Mode gekommen sind, ist das Selbermachen der Internetpräsenz vermeintlich kinderleicht: Ein bisschen Photoshop hier, das Logo geht auch in Paint, Texte schreiben kann jeder und die Website kommt aus einem Baukastensystem. Fertig!

Hier sind es wix.com oder Jimdo, die Pritt Stifte, Wachsmaler und Sicherheitsschere in die Hände einer Tutorial-begeisterten Masse legen. Wie vor drei Dekaden: Die digitale Geschäftsausstattung selbst zu basteln, scheint so einfach wie die bei Hans Meiser dokumentierte und selbstdurchgeführte Wurzelbehandlung.

Die eigene Website – gebastelt

So weit so gut. Wer bastelt und selber macht spart Geld – initial. Das Ergebnis der Bastelstunde, die selbsterstellte Website, wird jedoch nicht mehr von wohlwollenden Erzeugern beurteilt, sondern von Kunden und Usern. Die sind Gutes gewohnt; überzeugen die selbstgebastelten Inhalte nicht, schauen sie woanders. Fertig.

Das ist weniger ein Problem, denn in der Regel wird selbstgebastelten Digitalinhalten wenig Aufmerksamkeit zu Teil. Im Internet entscheiden User-Signale und Google was gut und sichtbar ist. Somit wird die selbstgebastelte Website für Unternehmen zu einem ernsten Problem.

Warum Gebasteltes keinen Erfolg hat

Denn Websites müssen vorrangig eines schaffen: Sie müssen Menschen überzeugen; zu Kunden machen. Dazu müssen sie erstmal gefunden werden. Wie gut, beziehungsweise wie weit oben, die Website in den Suchergebnissen um die Gunst der User buhlen darf, entscheidet Google anhand von Aspekten, die der Bastler in der Regel nicht beeinflussen kann.

Diese Aspekte erfordern Kenntnis und Fähigkeiten, die man sich nur über lange Zeit aneignen kann und lernen muss. Ein kleines Beispiel wäre die Größe der Bilddateien auf der Webseite. Bilder, die über eine kleine Dateigröße verfügen, lassen die Website schnell laden. Für Google ist die Ladegeschwindigkeit der Page – der Pagespeed – ein wichtiges Rankingkriterium. Aber ein gutes Bild, qualitätsschonend heruntergerechnet, kann man nicht mal eben so basteln.

Selbstgebasteltes kann schaden

Schlechte Userführung, grafische Layouts, die Kunden und Besucher nicht ansprechen oder Technik, die nicht funktioniert: Es gibt viele Mechanismen, die bei der digitalen Bastelstunde nicht beachtet werden. Natürlich steht am Ende ein eigenes Produkt, das viel Zeit und Liebe gekostet hat. Aber was nützt es, wenn die selbsterstellte Website nicht gefunden wird und User nicht überzeugt?

Der Wunsch, die eigenen digitalen Ausläufer selbst zu erstellen und zu pflegen, ist mit Vorsicht zu genießen: Websites, wie auch die restliche digitale Geschäftsausstattung, sind wie Zähne. Man braucht sie und unter den geringsten Umständen würde man einen Laien an deren Pflege und Instandsetzung lassen.

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